RP KREFELD. Die Initiative „Gemeinsam für Krefeld“ hat ein Gebetshaus mit ungewöhnlichem Akzent eingerichtet: Krefelder sind eingeladen, für ihre Stadt zu beten. Vorbild ist eine bundesweite Bewegung. Von Jens Voss.
Das Netzwerk „Gemeinsam für Krefeld“ hat in der Stadt ein sogenanntes „Gebetshaus“ mit einem ungewöhnlichen theologischen Akzent eingerichtet: Wer mag, kann in dem Haus Breite Straße 98 für die Stadt Krefeld beten. Initiiert wurde das Projekt von Mitgliedern aus evangelischen Freikirchen und der Landeskirche, das Haus aber versteht sich als überkonfessionell. Warum das Ganze? „Weil Gott für unsere Stadt besorgt ist und will, dass wir für sie beten“, sagt Gerd Goldmann, einer der Initiatoren. „Im Netzwerk arbeiten Christen aus unterschiedlichen Kirchen und Gemeinden Krefelds zusammen. Die gemeinsame Zielsetzung ist, mit unseren Gaben und Fähigkeiten unserer Stadt zu dienen“, heißt es auf der Internetseite des Netzwerks.
Zugleich hat die Initiative auch Krefelds erste „Stadt-Bibel“ herausgegeben. Auf dem Umschlagtext wird die besondere Rolle der Mennoniten für den Wohlstand der Stadt hervorgehoben. Der Bibeltext entspricht der Luther-Übersetzung. Ein Ziel der Initiative ist es zudem, in allen Arztpraxen neben Zeitschriften eine Bibel zu platzieren. Vorbild für das Gebetshaus sind vergleichbare Häuser in anderen Städten. Nach einem Bericht der evangelischen (eher von freikirchlicher Frömmigkeit inspirierten) Nachrichtenagentur „idea“ hat sich im Jahr 2000 die „Wächter-Bewegung“ gegründet; auch sie versteht sich als überkonfessionell und umfasst heute nach „idea“-Angaben etwa 10.000 Beter in 300 Städten und Gemeinden. Auch die „Wächter“ schließen in ihre Gebete bewusst Politik und Politiker mit ein. Für die Krefelder Initiative betont Goldmann allerdings, dass das Haus unabhängig ist – es gehe um Krefeld. „Wir möchten die Anliegen der Stadt vor Gott bringen“, sagt er. Er und seine Mitstreiter erhoffen sich von dem Projekt auch Impulse in die Stadtgesellschaft hinein.
Das Haus an der Breite Straße umfasst zwei Räume und einen kleinen Garten. Einer der Räume ist als Gebetsraum gedacht – mit Stuhlkreis und einem kleinen Kreuz; der andere Raum ist Schulungs-, Seminar und Diskussionsraum. Christen aller Bekenntnisse sind eingeladen, dort zu beten oder Gesprächskreise und Seminare zu halten; die Initiatoren geben die Schlüssel an vertrauenswürdige Personen aus. Das Haus ist allein spendenfinanziert – „ich bin schon erstaunt, wie viel Geld da zusammengekommen ist“, sagt Goldmann dazu; unter den Spendern gebe es nicht den einen Großspender, sondern viele kleinere. „Ich habe das oft erlebt, dass Gott uns Geld gegeben hat, wenn wir es brauchten“, sagt Goldmann.
Er und seine Mitstreiter begründen die Ausrichtung auf „Beten für die Stadt“ mit Zitaten aus der Bibel, aus denen eine Art Prophetie für die Lebensform Stadt und Regierungen hervorgeht. Ein Zitat stammt aus dem Buch Jona: „Und mich soll nicht jammern Ninive, seine so große Stadt, in der mehr als 120.000 Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links ist, dazu auch viele Tiere?“, heißt es da. Mit dieser Frage reagiert Gott darauf, dass Jona verdrossen ist, als Gott seine Gerichts- und Zerstörungsandrohung für die Stadt zurückzieht, weil die Bewohner Reue zeigen. Fülle und Vielzahl des Lebens ist im Alten Testament immer auch Ausdruck göttlichen Segens – insofern sind große Städte herausgehobene Orte des Guten.
Im Neuen Testament verweisen die Initiatoren des Gebetshauses etwa auf den Vers „Betet besonders für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen“ (Timotheus-Brief).
Quelle: RP
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